Wer die vorangegangenen vier Teile bereits gelesen hat, kann auch im abschließenden Teil viel Eigenerfahrung und bewusstes Erleben erwarten. Was am Ende der Saison noch möglich ist/war, zeigt sich in den folgenden Abschnitten. Zurück im Leistungssport: Fünfter Teil – Erlebnisbericht und Biohacking zu 3MUC Triathlon, Karlsfelder Seelauf und Tegernseelauf.
3MUC Triathlon am 24.08.2019
Nach dem erfolgreichen Abschneiden beim Regnauer Triathlon Seeon Ende Juli (zu lesen im vierten Teil) steht 4 Wochen später schon der zweite Triathlon an der Ruderregatta Oberschleißheim vor der Tür. Nach 8 Jahren Wettkampfabstinenz im Triathlon fühle ich ziemlich genau warum ich zu dieser Wettkampfart überhaupt gekommen bin. Die Abwechslung der 3 Sportarten ist begeisternd und fordert sowohl Körper und Geist.
Seit dem Triathlon im Chiemgau kann ich im August neben einer Urlaubswoche leider nicht soviel trainieren, da der Berufsalltag und diverse Organisation sehr viel Zeit einnehmen. Dennoch versuche ich das Leistungslevel zu halten und über eine nochmalige Kurzdistanz meine Form zu überprüfen.
Der Wettkampftag am 24.08.2019 ist perfekt. Sonnenschein mit Außentemperaturen von um die 24 bis 27 Grad, bloß das Wasser ist schon etwas kühler. 17 bis 18 Grad dürften es sein. Erfrischend, v.a. wenn man ohne Neoprenanzug schwimmt. Jedoch lohnt sich der Aufwand für die zu schwimmende Distanz von 400 Meter nicht für den Neo.
Vor dem Start erwartet uns Starter der Check-In, Startunterlagen in Empfang nehmen und die Startnummer wird auf den Arm geschrieben. Heute gibt es ebenso zwei Wechselzonen, eine für den Wechsel vom Schwimmen zum Rad und dann eben eine vom Rad zum Lauf. Dies hat organisatorische und logistische Gründe, u.a. wegen des Streckenverlaufs. So stelle ich in der einen Wechselzone mein Rad mit den zugehörigen Utensilien wie Helm, Sonnenbrille, Radschuhe und Startnummer ab. In der Rad-Lauf-Wechselzone deponiere ich meine Laufschuhe und meine Kappe.
Meinen Triathlonanzug werde ich während der drei Disziplinen nicht wechseln, sondern sowohl beim Schwimmen und beim Radfahren und auch beim Laufen tragen. Schnelltrocknend und mit einem kleinen Sitzpolster für ein angenehmes Radfahren versehen. Und natürlich begleitet mich der am Fuß befestigte Transponder von Start bis Ziel, welcher die Zeit festhält.
Nach der Wettkampfbesprechung geht es schnell, ich mache mich bereit zum Schwimmstart. Also Schwimmkappe und –brille über den Kopf gezogen und noch ein paar Züge im kühlen Nass eingeschwommen. Kaum sind alle Starter im Wasser aufgereiht, fällt der Startschuss und die Meute begibt sich auf den U-förmigen Schwimmkurs. 150m raus zur Boje, dann 100m quer zur Regattastrecke zur nächsten Boje und dann 100m zurück zu den Anlegestegen.
Anfangs wird im Getümmel ganz schön gehauen und gestoßen, die ersten Meter mehr Gerangel als ruhiges Schwimmen. Ich tue mich schwer meinen Rhythmus zu finden, die Kälte des Wassers tut ihr Übriges dazu. Bei der ersten Boje nimmt das Gedränge erneut zu, da auch einige nun Brust schwimmen. Ich schwimme zwar vorsorglich einen etwas weiteren Bogen um die Boje, dennoch habe ich immer noch nicht meinen Flow gefunden.
Die 100m zur nächsten Boje sind schnell vorbei, hier geht es besser rum. Meine Arme sind schwer und irgendwie habe ich heute kein Gefühl für das Schwimmen. Naja, in der Tat immer noch meine schwächste Disziplin innerhalb dieses Dreikampfs. Stattdessen erfreue ich mich daran, dass der Steg immer näherkommt. Nach insgesamt 400m ist die Schwimmstrecke geschafft und ich laufe in die erste Wechselzone. Schwimmkappe und –brille weg, dafür Helm und Sonnenbrille auf und Schuhe an. Das Rad darf aus der Wechselzone nur geschoben werden, danach Linie überquert und aufs Rad geschwungen. Vier Runden mit je 5 Kilometern um die Regattastrecke stehen an.
Ich mache Druck auf meinen Pedalen und versuche nun den einen oder anderen Mitstreiter einzuholen. Dies gestaltet sich jedoch nicht so leicht, da diese ebenso alles geben und ein ordentliches Tempo vorlegen. Erfreulicherweise finde ich hier frühzeitig meinen Rhythmus und kann mein Radtempo durchweg halten. Erste Runde in ca. 8 Minuten, passt… auch die zweite Runde in derselben Zeit und ich fühle mich noch gut.
Durch die Druck- und Zugphase versuche ich einen runden Tritt zu erreichen, ebenso im Oberkörper nicht zu angespannt zu sein und die Schultern nach unten zu ziehen. Dritte Runde schnell vorbei, ebenso ca. 8 Minuten, ich bin zufrieden. Schon ist also die letzte Runde angebrochen, auf den letzten 1000 Metern schalte ich den Gang runter, um meine Frequenz zu erhöhen und damit die Beine vor dem Laufen zu lockern. Eigenerfahrung… Beine nicht so angespannt und damit läuft es sich besser bzw. mit der für mich angenehmen Schrittfrequenz.
Kurz vor der zweiten Wechselzone jedoch absteigen und Rad wieder durch die Wechselzone schieben. Ansonsten droht eine Strafe oder sogar die Disqualifikation. Mein Rad stelle ich sogleich an dem für mich zugewiesenen Platz ab, wo auch meine Laufschuhe stehen. Diese angezogen und auch noch die Kappe auf den Kopf gesetzt, geht es auf zur letzten Disziplin. Hier kann ich gleich einige vor mir liegende Athleten überholen. Ich fühle mich noch gut und habe meinen Laufschritt für die knapp 5km-Strecke schnell gefunden.
Die erste der beiden knapp 2,5km Runden bringe ich zügig hinter mich. Meinen Laufschritt möchte ich gerne noch forcieren, jedoch geht es kaum schneller. Der Rundkurs verlangt mir alles ab, doch mein Tempo kann ich über die volle Distanz halten. Die letzten Meter sind eine Freude und so laufe ich mit einem Lächeln nach gut 62 Minuten ins Ziel ein. Sehr zufrieden!
Schnell erhole ich mich mit Wasser und Erdinger Alkoholfrei, ebenso mit etwas Essbarem. Auch wenn ich in meiner Altersklasse auf dem undankbaren vierten Platz gelandet bin, wohne ich der Siegerehrung und der familiären Atmosphäre bei. Nachdem ich mein Rad und die anderen Utensilien aus den Wechselzonen geholt habe, geht es nach Hause. Etwas Regeneration ist angesagt.
Karlsfelderseelauf am 15.09.2019
Bevor meine alljährlich traditionelle Teilnahme am Tegernseelauf in Angriff genommen wird, möchte ich nochmal meine Form über die 5km Strecke testen. Dafür bieten sich die Vereinsmeisterschaften meines Vereins MRRC München innerhalb des Karlsfelderseelaufs geradezu an. Hier werden auch die Strecken über 10km und den Halbmarathon angeboten.
In den Tagen bis zum Wettkampf laboriere ich leider an einer leichten Oberschenkelzerrung. Erfreulicherweise habe ich mich die ganze Saison mit keiner Verletzung auseinandersetzen müssen. Meine regelmäßigen Faszien- und TMX Trigger Einheiten haben Gutes geleistet, auch die bewusst etwas veränderte Ernährung. Leider bin ich in den letzten Wochen durch Arbeits- und Freizeitstress nicht so konsequent mit Faszientraining und Ernährung gewesen. Eventuell eine Erklärung für die Zerrung.
Dennoch behandele ich den lädierten Oberschenkel mit etwas Ruhe, ebenso mit Pferdesalbe und einem Tape. Zum Renntag sind die Schmerzen zwar nicht vollständig weg, jedoch lässt sich ohne große Schmerzen laufen. Am Morgen des 15. Septembers herrscht eine mystische Stimmung um den Karlsfelder See, der Frühnebel hält noch an. Aber mit zunehmender Zeit zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen, ein sonniges Wetter ist vorhergesagt.
Vor allem durch das Handicap meiner Zerrung vollziehe ich diesmal ein noch umfangreicheres Aufwärmprogramm. Mobilisieren, dynamisches Dehnen und einige Lauf-ABC-Übungen, dazu noch Steigerungen. Dann muss ich auch schon zur Startlinie. Um 9.30 Uhr fällt pünktlich der Startschuss. Sogleich komme ich in meinen Laufrhythmus, von der Zerrung erstmal nichts zu spüren.
Nach dem ersten Kilometer zeigt die Uhr 3:45min an, etwas zu schnell. Ich versuche jedoch die auf dem zweiten Kilometer erreichten 3:53min zu halten, was mir auch über Kilometer 3 gelingt. Danach wird es schwerer. Der Oberschenkel meldet sich, aber nicht in der Form, dass es mich großartig behindern würde. Bei Kilometer 4 piepst meine Garmin-Uhr bei 4:00min. Den letzten Kilometer versuche ich nochmal zu beschleunigen, der „Motor“ und die Beine machen aber nicht mit.
Beim Einlauf ins Stadion wird der Schritt schwer, 300m noch bis ins Ziel. Tief durchatmen und locker zu Ende laufen, das ist die Devise. Nach 19:26min laufe ich dennoch zufrieden über die Ziellinie. Eine Steigerung von über 1:15min im Vergleich zum Vorjahr. Das Ziel mit dem Ausbau der Grundschnelligkeit ist fürs Erste erfolgreich vollzogen.
Tegernseelauf am 22.09.2019
Nach dem Karlsfelderseelauf meldet sich mein Oberschenkel doch wieder etwas stärker. Also striktes Laufverbot die Tage nach dem Wettkampf. Am Dienstag trete ich locker in mein Spinningrad, um den Körper etwas zu bewegen. Am Donnerstag dann wieder erste langsame Schritte mit der Laufgruppe. Es geht wieder gut und dem Halbmarathon innerhalb des Tegernseelauf steht nichts im Weg, vor allem weil bei diesem Lauf das vorrangige Ziel Folgendes ist: 18. Finish beim 18. Tegernseelauf, zudem Aufmerksamkeit für mein Spendenprojekt.
Ja, seit dem ersten Tegernseelauf im Jahr 2002 bin ich hier nun dabei. Irgendwie hat sich dies so ergeben und nun führe ich alljährlich die Tradition bei dieser wunderbaren Veranstaltung fort. Nichtsdestotrotz liebäugele ich mit einer Zeit von 1:30 Stunden. Aus zwei Gründen gegebenenfalls aber schwierig. Erstens bin ich die vergangenen 10 Monate nie länger als 14 Kilometer bzw. nie länger wie 1:15 Stunden gelaufen, vorrangig wegen Schwerpunkt auf die Schnelligkeit und kürzere Distanzen. Zweitens ist die zweite Hälfte des Tegernseelaufs nicht flach, sondern wartet mit der ein oder anderen Steigung auf.
Über allem thront aber die Freude zusammen mit meinem Vater an der Startlinie zu stehen, welcher die 10km Strecke in Angriff nimmt. Ab 10 Uhr volles Treiben in den Startkanälen. Mein Vater und ich begeben uns auch hinein. Hier wird es immer voller und voller, kein Wunder bei nahezu 5000 Teilnehmern über die verschiedenen Laufdistanzen. Wie eigentlich jedes Jahr hat der für 10:30 Uhr abzuwartende Zug (Laufstrecke quert die Gleise) Verspätung, also weitere 5min Anspannung bevor es losgeht.
Plötzlich ist der Zug zu hören. Einfahrt in den Bahnhof von Gmund, es wird von 10 runtergezählt und jede Menge Füße überqueren die Startlinie. Ich schließe mich an und versuche erstmal mein Tempo zu finden. Bei Kilometer 1 zeigt die Uhr 4:15min. Perfekt, das wäre eine Zielzeit von unter 1:30 Stunden, welche ich anvisiere. Erfreulicherweise kann ich mich an eine Gruppe hängen, welche anscheinend selbiges Ziel verfolgt. Dies erleichtert das Laufen ungemein.
Auch auf den nächsten Kilometern pendeln wir uns immer wieder um die 4:10 bis 4:15min ein. In Tegernsee ein leichter Anstieg über 200m und dann auf flachem Weg und wie schon zuvor auf der Straße nach Rottach-Egern. Bei Kilometer 10 zeigt die Uhr knapp 42min an, also weiter im Plan. Meine Gruppe hält auch noch zusammen.
Der zweite Teil steht uns bevor. Es geht an der Promenade entlang, wir überqueren Weißach und finden uns für ein kurzes Stück erneut auf der Hauptstraße. Kurz danach Abzweig Richtung Ufer und vorbei am Medical Park Bad Wiessee. Hier muss ich langsam meinem Tempo Tribut zollen. Ab Kilometer 15 kann ich leider den Kilometerschnitt nicht mehr aufrecht halten. Ich bin erstmal zwischen 4:20 und 4:30min.
In Bad Wiessee dann eine langgezogene Steigung, die uns wieder auf die Hauptstraße führt. Am Ortsausgang geht’s nochmal steiler hinauf. Diese beiden Streckenabschnitte sind die von mir am meist ‚gehassten‘. Ich quäle mich mittlerweile, das kann ich ehrlich sagen. Aber die restlichen knapp 4 Kilometer werde ich auch noch schaffen, kein Thema… auch wenn der letzte Kilometer mit 4:59min auf meiner Garmin angezeigt wird.
Leicht abwärts geht es in Richtung Gmund auf der Hauptstraße dahin, bei Kilometer 19 der vorletzte Kilometer der Halbmarathon Strecke erneut leicht ansteigend. Das zieht sich und ist für viele Läufer sehr anstrengend kurz vor dem Ziel. Der ein oder andere muss gehen. Oben angekommen verläuft der letzte Kilometer bis ins Ziel abfallend. Also laufen lassen, soweit dies noch funktioniert 🙂
Meinen Schritt kann ich nicht mehr beschleunigen, die letzten Kilometer auch zwischen 4:30 und 5:00min. Kurz vor dem Ziel nehme ich die wunderbare Atmosphäre mit dem klasse Slogan „Links de Berg‘, rechts da See“ auf, genieße die vielen klatschenden Zuschauer und lasse es über die Ziellinie austrudeln. 1:32:50 Stunden unter den Voraussetzungen auch sehr zufriedenstellend. Die Moderatorin Sabine Kirchmair ist auch sofort zur Stelle und fragt mich, wie es beim 18. Mal heute war. Natürlich wieder wunderbar schön, grade bei den super Lauftemperaturen, aber eben auch schwer auf den letzten 5 Kilometern.
Fazit
In den letzten 10 Monaten konnte ich mein Ziel mit Verbessern der Grundschnelligkeit erfolgreich erreichen, u.a. zu sehen an der Steigerung der 5km Zeit, welche weit über eine Minute schneller wurde. Daneben die Highlights der beiden Triathlons, welche ich nach über 8 Jahren Wettkampfabstinenz in dieser Sportart sehr erfolgreichund mit großer Begeisterungfinishen konnte.
Das beste Gebet ist Geduld.
Jetzt ist erstmal Pause und etwas Regeneration angesagt, bevor es in ein paar Wochen erneut mit etwas spezifischerem Training losgeht. Und wer weiß, ob der Weg zum Marathon und der 3-Stunden-Grenze auch noch erfolgreich vollzogen werden kann. Dazu müssen jedoch mehrere Faktoren passend zusammenspielen. Wir werden es sehen 🙂
Bleib schmerzfrei, mobil und BEWECT 🙂
BEWECTe Grüße
Dein Benjamin